WegWorte:
3. Auf-Wachen
jahrhundertelang
scham-haft
gefangen
in den GeBoten der Väter
ent-mündigt
von Herren
leise
und kraftvoll
drängt SchamLosigkeit
in die Kerker
bis sie bersten
und
die uralte Lust der Frauen
hervorbricht
zu reinigen
und
zu heilen
die Wunden der Erde
~~~
fassungslose Bitterkeit in mir
als ich wahr-nahm
die Spuren der Mütter wurden verwischt
ihre Zeugnisse vernichtet
ihre UrInnerungen getilgt
mit grenzenloser GeWalt
um uns in die Irre zu führen
misshandelt
vergewaltigt
verbrannt
bis zur SelbstVerLeugnung
SelbstAufGabe
BeSinnungslosigkeit
bis wir willenlos wurden
und brauchbar
für die VerGeWaltigung von Mutter Erde
und
ich verstand
die dumpfe Wut meiner Blindheit
begriff ihre RechtMäßigkeit
begann mich zu wehren in hellem Zorn
verbrauchte meine Kraft
im Kampf gegen HerrSchaft
wurde müde und mutlos
zog mich zurück
als es stiller wurde
hörte ich die Stimme meiner SehnSucht
stärkte meine Wurzeln
suchte lebendige Nahrung
für das BeGehren meiner Seele
verließ all die Schlachtfelder
auf denen ich mein Leben
fast verloren hätte
verließ die Stätten des Sterbens
zu suchen die Quellen des Lebens
auf unvorstellbaren Pfaden verstand ich
dass die Zeichen nicht verloren waren
sah den SilberStreif am Horizont
~~~
brennende Wut
tobt in meinem Bauch
frisst sich ins Hirn
will den Schädel sprengen
alles niederreißen
was einengt
keine BeGrenzungen mehr dulden
fremden GeBoten widerstehen
schreien
brüllen
bis die Kehle heiser wird
mich so ver-rückt zeigen
wie ich bin
infolge der GeWalt seit JahrTausenden
infolge des VerSchweigens
der EntWürdigung
des Leides
des Duldens
der Lebenszerstörung
die jeden MitGeFühls
und jeder VorAusSicht entbehrt
und jeglicher Wahrhaftigkeit
die den Schein mehr schätzt
als das innerste Heiligtum der freien Seele
als die tiefe Weisheit der Erde
als den vielfältigen GeSang des Alls
~~~
die alten Weiber
waren schon tot
oder fern
ich kannte ihre Warnungen nicht
nichts
war zu hören
nur Lärm
ich kannte nicht ihre EntSchlossenheit
jede Grenze zu berühren
nur Hast ringsum
und laue GleichGültigkeit
ich kannte nicht ihre Wildheit
die auch das Sterben verlangte
alles war zerstückelt
auch in mir
bis ich die Wunden heilte
und mich zusammenfügte
~~~
noch einmal
kehrt sie zurück
die wilde Frau
aus der nachtschwarzen Tiefe
unserer uralten Seele
bringt noch einmal
das wärmende Feuer
auf das wir fühlend sehen können
um endlich umzukehren
uns zu besinnen
auf das MenschenMögliche
auf die Zauber
für die wir verantwortlich sind im All
ein letztes Mal
sind wir gerufen
um AntWort zu geben
nur vollkommene HinGabe
öffnet den Weg
~~~
wohl gehütet
ruht das GeHeimnis
des Lebens
in jeder Höhle
jedes Leibes
im ZeitMaß
des eigenen Wandels
zu ahnen
im heiligen Netz
aller Sinne
in das eine sich einspinnen muss
um in der Wahrheit
des Lebens und Sterbens
sein
~~~
dieser
zuweilen schmerzliche
Mangel an VerTrauen
nährt
Zweifel
selbst dort
wo meine Füße
den Weg begrüßen
und tanzen
tief in mir
brennt der uralte Wunsch
nach bedingungslosem GeBorgenSein
im Schoß
der Ewigen Mutter
dort sein dürfen
bis ich von selbst gehe
mich zu finden
und endlich heimzukehren
auf verschlungenen Wegen
~~~
Hexen*
leben
oft allein
aus eigener EntScheidung
zurückgezogen
zu finden
den nötigen Raum
in der Zeit
sehnen
eine Gemeinschaft
von Freien
im lebendigen Wandel
nur dem innersten Werden
und VerGehen
verpflichtet
warten
beharrlich
und zäh
(*Hexe von ägyptisch ‚heq’ = ‚weise Frau’)
~~~
meiner SehnSucht
nach der Mondin
und ihrem ZeitMaß
in meinem Blut
wachsen Flügel
dem EinHorn
bin ich
Schwester
geworden
nun
bin ich bereit
der Drachin
zu begegnen
und
mir
in ihr
~~~
Mond
Mutter der GeZeiten
dein SilberLicht
gibt uralte AntWort
Mond
Hütende des Blutes
der Frauen
deren Schmerz
die SehnSucht urinnert
Mond
Zaubernde der LebensKraft
in den Nächten derer
die sich noch wagen
mit Leib und Seele
zu träumen